1953-1964 , Dr. Martin Stur Dr. Martin Stur, 1. Direktor des Bildungshauses
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Das Bildungshaus wurde in seinen
Kinderschuhen geprägt durch Martin Stur. Seine Bildungskurse für
Bauernburschen und –mädchen sind mit dem Beginn des Bildungshauses
untrennbar verbunden. Bevor jedoch Kurse im Schloss Großrußbach stattfinden
konnten, musste es umgebaut und für den Kursbetrieb adaptiert werden.
Martin Stur hatte große Unterstützung durch Theresia Weiß, die ihm bei der
Umsetzung seiner Bildungsideen half. Sein Bildungsschwerpunkt lag bei der
Landbevölkerung, die es zu stärken galt. Das Bildungsangebot, das von
Martin Stur ausging, basierte auf dem christlichen Glauben, der die Basis
für ein erfülltes Leben auf dem Lande darstellte. Vor allem die Landjugend
sollte für ein bäuerliches Leben vorbereitet und geschult werden. Neben den
Bildungskursen fanden Gastkurse der Erzdiözese wie beispielsweise
Exerzitien, Fortbildungen der Jungschar etc. statt. Während der ersten 10
Jahre seines Bestehens wurde das Bildungshaus Mitglied der
Arbeitsgemeinschaft der Bildungshäuser Österreichs (vormals
Arbeitsgemeinschaft der Volksbildungsheime Österreichs), deren Vorsitzender
Dr. Martin Stur von 1955 bis 1958 war.
(Mag. Barbara Hubmayer/aus dem Archiv)
1964-1974 , + Prälat Bischofsvikar Franz Stubenvoll + Prälat Bischofsvikar Franz Stubenvoll
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Die pastorale Situation in der Kirche, die nach dem 1965 zu Ende gegangenen
II. Vatikanischen Konzil in Bewegung geraten war, und auch die Beschlüsse
der Wiener Diözesansynode ( 1969 bis 1971) steckten einen neuen
Aufgabenrahmen für ein Katholisches Bildungsheim. Es war eine Zeit des
Aufbruchs in der Laienschaft: Pfarrgemeinderäte wurden eingerichtet und
sollten in ihre Aufgaben eingeführt werden; Kommunionspender und
Wortgottesdienstleiter sollten für ihren liturgischen Dienst entsprechend
geschult werden; die Männer– und Frauenbewegung sollte ihre Verantwortlichen
ebenso zu Schulungen schicken können wie die Jugend. Vor allem waren wenige
bereit, länger dauernde Kurse zu besuchen.
Wochenendkurse waren das Höchste, das möglich war, in vielen Fällen mussten
Tageskurse genügen.
In der Zeit Stubenvolls wurde auch die Bezeichnung des Hauses geändert.
Entsprach die Benennung „Katholisches
Volksbildungsheim“ dem Angebot mehrwöchiger internatsmäßiger Bildungskurse,
so sollte die Bezeichnung „Katholisches Bildungshaus“ oder nur „Bildungshaus
Großrußbach“ auf die neue Offenheit für alle Formen der Bildungsarbeit
hinweisen und auf die Bereitschaft zum Dialog.
Sieht man Themenangebote dieser Zeit durch,
so spiegelt sich darin ein weiteres Selbstverständnis des Bildungshauses:
Ort der Begegnung, des Dialoges zu sein, an dem sich die Kirche in der Welt
erfährt und reflektiert, ein „Schnittpunkt von Kirche und Welt, quasi eine
Außenstelle der Kirche, wo die Welt kommuniziert wird“.
(Barbara Strobl/aus der Chronik)
1975-1981, Dir. Leopold Schwarzenberger Dir. Leopold Schwarzenberger
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Als 24-jähriger Lehrer, engagiert in der Kath. Jugend Land im Vikariat Nord
übernahm ich die Leitung des Bildungshauses.
Ein leeres Haus, außer dem Hausmeister kein Personal, keine zeitgemäße
Ausstattung, keinerlei Vorgaben, aber eine zweifelnde innerkirchliche
Umgebung begleiteten den Start. Wird es gelingen, dem Bildungshaus
neues Leben einzuhauchen? Die Zeit des bäuerlichen Volksbildungsheimes unter
Dr. Stur war längst vorbei und eine Neuorientierung unter Prälat Stubenvoll
nicht wirklich erfolgreich. Der Bruch mit der Vergangenheit war für manche
schmerzhaft, durchaus nicht konfliktfrei, aber erfolgreich. Der Erfolg ist
all jenen zu verdanken, die damals unerschütterlich an die Notwendigkeit
einer modernen und offenen katholischen Jugend- und
Erwachsenenbildungseinrichtung im Vikariat Nord glaubten. Der damalige
Generalvikar Erzb. Koadjutor Dr. Jachym, Vikariatsjugendseelsorger Dechant
Franz Mantler und Pfarrer u. Rektor Josef Morgenbesser seien hier besonders
erwähnt.
Auch wenn vorerst die neue Offenheit und die neuen Angebote sowie die
ständige Ausbau- und Renovierungs-tätigkeit von verschiedenen Seiten etwas
misstrauisch kommentiert wurden, grundsätzlich wurde das Bildungshaus nicht
mehr in Frage gestellt. In Zusammenarbeit mit der Kath. Jugend, etlichen
kirchlichen und vielen nichtkirchlichen Einrichtungen wurde das Leben im
Bildungshaus immer offener und vielfältiger. Zu offen und zu vielfältig wie
schon damals manche meinten und es entstand eine neue Bruchlinie . . .
1981-1990, Peter Koren
50 Jahre Bildungshaus muss zum Anlass genommen
werden, um der Kirche von Wien zu danken. Durch die Jahrzehnte ist
viel Knowhow und Geld in die Bildung geflossen. Immer wieder
wurde diese Förderung hinterfragt und bejaht. Mit der Gründung der Vikariate
wurde das Bildungshaus Großrußbach unverzichtbarer Bestandteil des Vikariats
Unter dem Manhartsberg.
Der Schwung des Konzils und der Wiener Diözesansynode erfasste auch das
Bildungshaus. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bildungshauses
wollten daselbst eine Atmosphäre schaffen, in der Kirche erlebt werden
konnte, wie sie sein könnte. Die Bewegung für eine „Bessere Welt“ (Pater
Lombardi) war hierbei Motivation und Anregung. In Ansätzen ist es
gelungen.
Bildung wird nur dann „gut verdaulich“ wenn das rundherum stimmt. Neben
gutem Essen ist das Wohlfühlen in Kursräumen und Zimmern notwendig.
Pädagogische und didaktische Methoden sollten optimal verwirklicht werden
können. Daher entschloss sich die Erzdiözese Ende 70 und Anfang 80 zu einem
großzügigem Ausbau des Schlosses und der Errichtung eines Festsaales. Die
notwendige Adaptierung des Gästetraktes ist jetzt im Gespräch.
Der Blick in die Zukunft sieht das Bildungshaus als Zentrum des Vikariates,
als Ort der Begegnung und Verkündigung und als
Anlaufstelle für alle Suchenden.
(geschrieben zum 50 Jahr Jubiläum)
1991 - 1997, Mag. Georg Hartl
Auf Bewährtes aufbauen und gleichzeitig neue Wege suchen, darin sah ich die
grundsätzliche Herausforderung für meine Leitungsaufgabe im Bildungshaus
Großrußbach. Wie jeder Mensch seinen persönlichen Lebensweg ständig neu
suchen und finden muss, ist ein Bildungshaus gefordert, vorausschauend
seine Aufgaben immer wieder neu zu sehen und zeitgemäß zu erfüllen. Die
Besucher erwarten von der kirchlichen Erwachsenenbildung zu Recht
Anregungen und Hilfen bei ihrer Suche nach einem sinnerfüllten Leben.
Zu meinen wichtigsten Zielsetzungen gehörte es, die Bildungsarbeit im
gesellschaftspolitischen und im religiösen Bereich weiter auszubauen.
Veranstaltungen wie die „Weinviertelakademie“, Kommunal-politikerseminare
oder Bauerntage wurden meist gut angenommen von den Weinviertlern. Die
wertvollste Erfahrung war für mich, immer wieder Teilnehmer/-innen zu
erleben, die nach einer Bildungsveranstaltung zufrieden, vielleicht auch
innerlich aufgewühlt oder mit neuem Tatendrang ausgerüstet, nach Hause
gingen.
Sowohl für die Kirche des Vikariates als auch für den einzelnen
Teilnehmer ist es wichtig, ein Stück Heimat zu haben im Bildungshaus. Auch
die Administration, die Sorge um gute Verpflegung und Unterkünfte sowie um
die Renovierung des Gästehauses waren daher für mich ein durchaus
erfüllender Teil der Sorge um die Menschen.
Ich blicke dankbar zurück und wünsche der jetzigen Leitung und den
Mitarbeiter/-innen viel Erfolg beim „Suchen und Finden.“
1997 – 1998, Mag. Lore Weisswasser
Der Mensch lernt selbst und ständig! Brauchen wir dann noch ein
Bildungshaus? Um es vorweg zu nehmen, meine Antwort lautet JA!
Wir brauchen das Bildungshaus als Rahmen, der ein intensives Lernen im Sinn
von ganz bei der Sache sein oder auf eine Begegnung einlassen können,
ermöglicht. Weg von den alltäglichen Verpflichtungen erleben, wie spannend
es ist, eigene Fähigkeiten und Potenziale zu entdecken und zu verstärken
oder, wie tröstlich es ist, dass es andere Menschen gibt, die ähnliche
Probleme und Krisen erleben und nach einem Seminar gestärkt bzw. ermutigt
nach Hause gehen.
Dafür bietet das Bildungshaus Seminarräume mit fördernden
Lernbedingungen; Zimmer als Rückzugs- oder Erholungsraum; Kurse, die Anstöße
geben für die eigene Entwicklung und für Auseinandersetzungen mit Menschen
und Themen; die Kapelle als Ort der gemeinsamen oder persönlichen Begegnung
mit Gott; Verpflegung und Betreuung durch das Personal.
In 55 Jahren hat das Bildungshaus lebendige, erfüllte Zeiten aber auch
Durststrecken, unterschiedliche pädagogisch-didaktische Konzepte und
spirituelle Entwicklungen erlebt! Was ist der Kern des Bildungshauses, der
über die Jahre hinweg gleich geblieben ist? Es ist das katholische
Bildungshaus, das für die Menschen im Weinviertel (und darüber hinaus) als
Ort der Besinnung und Weiterbildung, als Möglichkeit Kirche lebendig in der
Gemeinschaft zu erleben, wichtig geworden ist. Wenn also das Bildungshaus
vergegenwärtigt und ermöglicht, worum es beim Lernen und im Leben geht,
erfüllt es seine ganz spezielle Aufgabe und ist unersetzbar!
1998-2007, Barbara Strobl
Die Arbeit der letzten Jahre war geprägt von Zahlen, Daten und Fakten. Im
Umgang mit den immer weniger werdenden Kirchenbeitragsgeldern sind wir
durch die Diözesanleitung aufgefordert, Umstrukturierungen vorzunehmen
und Einsparungsmaßnahmen zu treffen. Umstrukturierung, Wirtschaftlichkeit
und Auslastung sind nicht nur Schlagwörter der heutigen Zeit sondern
ist Realität in unserer täglichen Arbeit im Bildungshaus.
Die Entscheidung ein Qualitätsmanagementsystem einzuführen, war keine
leichte aber eine wirkungsvolle. Darin sehen wir eine Herausforderung und
Chance für unsere zukünftige Arbeit. Die Qualität unserer Dienstleistungen
im Programmangebot, in der Infrastruktur, im Serviceangebot und in der
Kompetenz der Mitarbeiter/innen ist uns wichtig, dahingehend wollen wir uns
weiterentwickeln. 23 Jahre lang ist mein Arbeitsplatz im Bildungshaus. Viele
Höhen und Tiefen konnte ich an diesem Ort erleben. Integriert in ein Team
von Mitarbeiter/innen ist dieser Ort der Begegnung nicht nur
Arbeitsplatz für mich sondern auch ein Stück Heimat. Unzähligen
Menschen durfte und darf ich begegnen. Das Bildungshaus Schloss
Großrußbach war und ist und soll auch für die Zukunft Ort der
Begegnung und Zentrum umfassender Bildungsarbeit sein.
seit 2008, Dipl.-Päd. PAss. Franz Knittelfelder Dir. Dipl.-Päd. Franz Knittelfelder
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Die letzten Jahre des Bildungshauses - besonders seit dem 50-Jahr-Jubiläum 2003 - waren geprägt von großen Projekten: die Renovierung des Zimmertraktes, die Festigung des Qualitätsmanagements im Haus, die Zertifizierung im Land NÖ und besonders die Umsetzung neuer und zeitgemäßer Inhalte. So hat sich das Team des Bildungshauses - geführt vom Leitungsteam (Dr. Matthias Roch als Geistlicher Assistent, Susanne Benold als Wirtschaftsleiterin und Franz Knittelfelder zuerst seit 2002 als Pädagogischer Leiter und seit 2008 als gesamtverantwortlicher Leiter des Hauses) - besonders um eine verstärkte öffentliche Präsenz bemüht. Neues Marketingkonzept und neue Kooperationen haben viele Projekte zum Erfolg geführt. Mit dem "Weinviertler Pilgerweg", dem "Weinviertler Glaubensweg", den vielen Ausbildungslehrgängen im Bereich "Hospiz" und dem Engagement in der inclusiven Erwachsenenbildung ist das Bildungshaus Schloss Großrußbach über die Landesgrenzen hinweg bekannt geworden. Die Gründung des "Vereins der Freunde und Förderer des Bildungshauses" war ein weiterer wichtiger Schritt. Mit Obmann Hofrat Karl Litschauer und seinem Team bekam das Bildungshaus wertvolle Unterstützung. Heute sind im Bildungshaus Schloss Großrußbach 16 Mitarbeiter/innen beschäftigt. Mehr als 450 Veranstaltungen werden jährlich hier abgewickelt und knapp 10.000 Seminarteilnehmer/innen freuen sich über das bunte und vielfältige Angebot des Hauses. Durch die tolle Infrastruktur liegt der Schwerpunkt der Seminartätigkeit natürlich bei mehrtägigen Angeboten wie Lehrgängen und längeren Seminaren. Daneben gibt es viele Vorträge, jährliche Musik- und Kabarettaufführungen und ein großes Engagement im kirchlichen Weiterbildungsbereich. Als "Haus des Vikariats" finden hier alle Sitzungen des pastoralen Vikariatsrates, der Dechantenkonferen und viele Fachausschüsse statt. Ein umfangreiches Weiterbildungsangebot unterstützt die Pfarrgemeinderät/innen und die vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen der Pfarren im Weinviertel. Das Bildungshaus bietet auch optimale Rahmenbedingungen für Seminare und Veranstaltungen für Firmen und öffentliche Einrichtungen. Soweit es die Buchungslage zulässt können Gastveranstaltungen im Haus abgehalten werden. Ein gelungener Hausprospekt informiert über die Möglichkeiten. In der Zukunft werden erfolgreiche Projekte wie der "Weinviertler Glaubensweg" oder die vielen Ausbildungen im Hospiz- und Trauerbereich natürlich weitergeführt. Der Schwerpunkt im "Internationalen Kreistanz" und das Engagement im "Interreligiösen Dialog" wird fortgesetzt. Aktuell arbeitet das Team rund um Bischofsvikar Dr. Roch am "Jakobsweg Weinviertel", der 2010 eröffnet werden soll. Neue Projekte wie der Lehrgang "Märchen erzählen", die Geprächsgruppen für "Trauernde nach einem Suizid" oder Seminare für Menschen mit Behinderungen wachsen langsam. Hier gibt es eine gute und intensive Zusammenarbeit mit neuen Partner/innen wie zum Beispiel der Caritas.
Das Bildungshaus Schloss Großrußbach ist eine Einrichtung der Erzdiözese Wien

Kardinal Schönborn mit Wirtschaftsleiterin Susanne Benold und Dir. Franz Knittelfelder
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(knittelfelder)
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